Freie Sicht: Glaspavillon der Kreuzkirche glänzt wieder

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Minden (mt). Endlich wieder den richtigen Durchblick: Frisch gereinigt präsentiert sich der Glaspavillon, der die Kreuzkirche an der Wittekindsburg schützt. Er hatte in den vergangenen vier Jahren Grünbelag angesetzt - und zwar derart viel, dass Besucher sich schon Sichtfenster in das Glas gewischt hatten, um besser ins Innere schauen zu können. Mehrere Besucher hatten sich mit ihren Namen auf der Oberfläche verewigt. Das Fotografieren war an vielen Stellen nicht mehr möglich.

„Das hat uns schon sehr gestört", sagt Jürgen Schünemann vorsichtig. Er ist Beisitzer der Gesellschaft der Förderung zur Archäologie in Ostwestfalen (Gefao) und dort zuständig für das Projekt Kreuzkirche und Margarethenkapelle. Im vorliegenden Fall seien jedoch widrige Umstände zusammengekommen. Als der Pavillon 2003 errichtet wurde, hatte sich ein Verein aus Häverstädt gefunden, der die jährliche Reinigung übernehmen wollte. Das habe auch bis vor vier Jahren wunderbar geklappt, so Schünemann.
Dann gab es Probleme, weil der Vorsitzende krank wurde und ein Helfer starb. So unterblieb die Säuberung seit 2012. In diesem Jahr wurde nun eine Firma nach einem Kostenvoranschlag gefragt, dieser belief sich auf die Summe von 800 bis 1000 Euro. „Das hört sich wenig an, ist für uns als kleiner Verein aber viel", sagt Jürgen Schünemann. Sein Einsatz für den Erhalt des mittelalterlichen Bodendenkmals wurde in diesem Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz belohnt (das MT berichtete).

Und nun machte sich der 78-Jährige erneut um den Verein verdient, denn er sammelte für die professionelle Reinigung Geld in den eigenen Reihen, wie Gefao-Vorsitzender Dr. Johann-Sebastian Kühlborn lobend erwähnt. Der Archäologe im Ruhestand ist hoch erfreut, dass der Schutzbau nun wieder in neuem Glanz erstrahlt. „Ohne Herrn Schünemann würden die Kreuzkirche und die Margarethenkapelle im Urwald versinken."

Für ihn ist die Angelegenheit an sich ein „Ärgernis sondergleichen", erzählt er im Gespräch. „Sie treffen einen wunden Punkt", sagt er. Das Problem sei, dass alle die schöne Kirche sehen wollten, aber keiner bereit sei, etwas zu zahlen. Weder die Stadt Minden, noch die Stadt Porta seien Mitglied im Verein. Aus Einspargründen, denn die zwar geringen Beiträge seien in Zeiten der Haushaltssicherung wohl zu hoch gewesen.

Am Anfang seien alle Mitglieder hoch motiviert gewesen, sie sähen aber nicht die Langfristigkeit des Projekts, sagt er. Der Verein zähle derzeit knapp 100 Köpfe - einst seien es immerhin rund 160 gewesen -, diese bringen an Mitgliedsbeiträgen 3000 Euro im Jahr auf. Ein großer Anteil davon fließt in Versicherungen.

Ursprünglich war geplant, den Schutzbau jedes Jahr von Verschmutzung zu befreien. Schließlich ist er Wind und Wetter ausgesetzt, seine Lage mitten im Wald tut ihr Übriges. Nun wird es nach Auskunft von Jürgen Schünemann darauf hinauslaufen, dass sich die Vereinsmitglieder einmal im Jahr des unteren Bereichs annehmen. Der obere Bereich soll dann alle zwei bis drei Jahre - je nachdem, wie es das Budget zulässt - von einer Firma gesäubert werden.

Und so kam es zu dem Pavillon: Die Fundament- und Mauerreste sind mit Lehmmörtel gebunden, sodass sie unter der Witterung litten. Daher gab es die Überlegung, sie durch einen Schutzbau zu erhalten, der sichtbar und für Besucher zugänglich ist. Das Zwölfeck mit der achteckigen Lichtkuppel wird von Säulen getragen.

Umlaufende Gitterroststege sowie ein über eine Spindeltreppe erreichbares Podest bieten den Besuchern rundum und von oben einen Überblick. Die Kosten von 400 000 Euro wurden aus Spenden der Wirtschaft, des Arbeitsamtes Herford und der NRW-Stiftung getragen.

© Mindener Tageblatt 2016. Claudia Hyna am 26.10.2016 um 00:12 Uhr.