Grabungen: Kirchlengern (Kreis Herford)

Aktuelles

In Kirchlengern (Kr. Herford) wurde im Herbst 2001 entlang eines etwa in Nord-Süd verlaufenden Bachlaufes erste Suchschnitte angelegt. Im Jahr 2002 wurden die Ausgrabungen auf einer Fläche von ca. 0,5 Hektar fortgeführt. Während die nördlichen Flächen wenig ergiebig waren, sind die mittleren und südlichen Grabungsabschnitte außerordentlich gut mit Befunden besetzt. Bislang ließen sich drei Besiedlungsphasen feststellen.
 
In der älteren Eisenzeit, bzw. in das 6. - 5. Jahrhundert v. Chr. gehören ein fragmentarisch überliefertes Pfostenhaus und einzelne weitere Befunde. Das Haus zeichnet sich durch dicht gesetzte Pfosten mit zwei den Dachfirst tragenden Doppelpfosten ab, die eine Fläche von ca. 7 x 10 m einschließen. Viel spricht aber dafür, dass eine etwa in der Flucht der Mittelachse kreisförmige Grube mit ebenem Boden und vereinzelte weitere Pfosten ebenfalls zu dem Grundriss gehören, der damit ehemals ca. 20 m lang gewesen wäre. Die Grube erbrachte eine größere Menge ältereisenzeitliche Keramik, darunter auch flächendeckend mit plastischen Rippen verzierte sogen. "Kalenderberg-Ware".

In der mittleren bis jüngeren römischen Kaiserzeit, d. h. im 2/3 Jahrh. n. Chr. liegt der Schwerpunkt der Besiedlung. Aus dieser Phase stammen zwei Langhäuser, ein Grubenhaus und weitere Befunde. Eines der Häuser war ca. 8 m breit und mindestens 45 m (!) lang. Das nordwestliche Ende ist am Hang teilweise aberodiert. Der Grundriss ist durch umlaufende Wandgrabensegmente und Pfosten im Inneren markiert. Er gehört zu den größten bisher bekannt gewordenen kaiserzeitlichen Häusern in Westfalen. Die Wandgräben erbrachten nicht nur datierende Keramik, sondern auch die bronzene Nachbildung eines römischen Silberdenars, der unter Antonius Pius für Aurelius Caesar (145 - 160 [?] n. Chr.) geprägt wurde. Das benachbarte Grubenhaus ist wohl als zugehöriger Werkplatz anzusprechen, da es neben Keramik auch Schlacke und Mahlsteinbruchstücke aus Basalt erbrachte. Das zweite kaiserzeitliche Langhaus entspricht in wesentlichen Konstruktionsmerkmalen dem zuvor beschriebenen. Es ist ca. 7,5 m breit, mindestens 32 m lang und harrt unter Planen abgedeckt der weiteren Ausgrabung im Frühjahr 2003. In das 12, Jahrhundert datiert ein Haus (ca. 7,5 x 21 m) der dritten Besiedlungsphase, in dessen Pfostenlöchern Kugeltopfscherben gefunden wurden. Der Beginn einer bis in die Gegenwart andauernden landwirtschaftlichen Nutzung zeigen hangparallele Streifen in ca. 7,5 m Abstand - Relikte von hoch- bis spätmittelalterlichen Wölbackerfluren - an, mit denen große Teile des Grabungsgeländes überzogen sind.