Neuer Band der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen berichtet über Forschungsergebnisse und aktuelle Ausgrabungen und Funde

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Von Andreas Götte

Paderborn. Die Paderborner Kleppergasse ist eine sogenannte „mehrperiodische Siedlung“ von der Eisenzeit bis zum Hochmittelalter. Generell hatte es damals wegen der Nähe zum Paderquellgebiet in Paderborn eine ungewöhnlich dichte Besiedlung gegeben. In der ehemaligen Wüstung Balhorn westlich von Paderborn lässt über die Hälfte der rund 25.000 gefundenen Tierknochen Rückschlüsse auf die damals lebenden Haussäuger zu. Und Scharmede bei Salzkotten ist deutlich älter als gedacht. Diese und weitere Forschungsergebnisse und aktuelle Ausgrabungen und Funde aus Ostwestfalen-Lippe stellt der neueste und bisher umfassendste Band der Reihe „Archäologie in Ostwestfalen“
der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen (GEFAO) vor, der gestern im Paderborner Stadtmuseum präsentiert wurde und156 Seiten umfasst. „Unser Ziel ist es, einem breiten archäologisch interessierten Publikum allgemeinverständlich, aber wissenschaftlich fundiert, Ergebnisse aus der Zeit der Jäger und Sammler bis hin zum Hochmittelalter vorzustellen“, sagt Archäologe und einer der Autoren, Jürgen Pape.

Schwerpunkt des Bandes ist Paderborn. Weitere Themen sind unter anderem die römische Militärpräsenz an der Lippe, die Falkenburg bei Detmold, Schwertfunde in Porta Westfalica und das neue Kinder- und Familienmuseum Spenge. Aufgelockert wird der Band mit vielen ansprechenden Fotos. Anhand von ausgewählten Beispielen gehen die Autoren in die Tiefe und haben ihre Beiträge entsprechend ihres wissenschaftlichen Anspruchs auch mit Fußnoten versehen. Das neue Werk ist zum Preis von 14,80 Euro im Buchhandel bestellbar und zudem in vielenMuseen in der Region erhältlich. In Paderborn gibt es den 13. Band im Stadtmuseum und in der Kaiserpfalz. Die Auflage beträgt 750 Stück. „Wir haben den Band komplett aus Eigenmitteln finanziert“, sagt GEFAO-Vorstandsmitglied Robert Gündchen.

Für das Paderborner Stadtmuseum ist die Archäologie enorm wichtig. „Ein großer Teil unserer gezeigten Objekte ist archäologischen Ursprungs“, sagt Museumsleiter Andreas Neuwöhner. Schwerpunkt sei der Kötterhagen.

Für die Paderborner Stadtarchäologin Sveva Gai „gibt es fast bei jeder Ausgrabung überraschende Ergebnisse“. Mittlerweile sei klar, dass nicht nur Paderborn, sondern der gesamte Paderborner Raum weit vor Kaiser Karl dem Großen, eine Kulturlandschaft war. Dazwischen liegen rund 1.000 Jahre. Laut Gai war eine Siedlung im nassen Paderquellgebiet wegen der erhöhten Uferwälle aus trockenem Kiesrücken möglich gewesen. Sogar völkerwanderungszeitliche Befunde seien entdeckt worden, so Gai. Die gebürtige Römerin hat sich im neuesten Band mit der Glasausstattung der Falkenburg, einem Adelssitz aus dem 17. Jahrhundert bei Detmold, beschäftigt.

Die GEFAO besteht nach Angaben von Robert Gündchen seit über 20 Jahren und unterstützt in erster Linie Archäologen mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Ausgrabungsprojekten. Zurzeit besteht der Verein aus 120 Mitgliedern. Weitere sind willkommen.

Der nächste Band in der Reihe „Archäologie in Ostwestfalen“ ist in Planung.

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