Porta Westfalica-Barkhausen, Kr. Minden-Lübbecke

Aktuelles

Von der Steinzeit bis zum 30jährigen Krieg

Anfang Juli 2008 haben in Porta Westfalica-Barkhausen Funde aus der Zeit der römischen Okkupation Germaniens überregional für Aufsehen gesorgt. Eine Aucissafibel und eine Bronzemünze des keltischen Stammes der Remer, deren Angehörige Hilfstruppen im römischen Heer stellten, gaben in dem neu erschlossenen Baugebiet „Auf der Lake“ erste Hinweise auf ein römisches Marschlager. Deshalb entschloss sich der LWL-Archäologie für Westfalen, großflächige Ausgrabungen auf diesem Platz durchzuführen, die am 2. Juli 2008 begannen und auch derzeit noch andauern.

Seit dem Beginn der Arbeiten legen zahlreiche weitere Funde und Befunde nahe, dass hier römisches Militär zur Zeit des Augustus Station machte. Neben Münzen, Fibeln, Schuhnägeln von Legionärssandalen, dem Verschluss eines Kettenpanzers und zwei Bleiloten aus der römischen Vermessungsausrüstung sind es vor allem drei eiserne Zeltnägel, die besondere Aufmerksamkeit erregen.

Es sind ca. 25 cm lange, vierkantige Eisenstäbe mit einem eingehängten Ring am oberen Ende. Sie dienten zum Abspannen lederner Legionärszelte, die jeweils acht Personen Schutz vor der Witterung bieten konnten. Darüber hinaus sind Reste von mehreren Feldbacköfen gefunden worden. Die Datierungen der Funde, vor allem der Münzen, weisen auf römische Präsenz hin; nach derzeitigem Untersuchungsstand während aller römischen Eroberungsfeldzüge von Drusus bis Germanicus.

Das zeitliche Spektrum der Funde und Befunde beschränkt sich aber nicht auf die Epoche der römischen Feldzüge sondern ist erstaunlich weit gespannt.

Die bisher ältesten archäologischen Funde sind zwei kleine Scherben der sog. Trichterbecherkultur, einer jungsteinzeitlichen Kulturgruppe, die vor ca. 5 000 Jahren hier gelebt hat. Ein sehr junger Fund sind die Fragmente eines farbig angelegten Tongefäßes aus dem 17. Jahrhundert, das vermutlich aus einer Werkstatt des nahe gelegenen Bad Münder stammt.

Überraschend wurde ein sehr umfangreiches Urnengräberfeld der jüngeren Bronzezeit und der älteren Eisenzeit entdeckt. Die tönernen Aschebehälter enthalten die Knochenreste der verbrannten Toten und bisweilen ein weiteres kleines Tongefäß, in dem die Hinterbliebenen Speisen oder ein Getränk für die Reise in das Jenseits mitgaben. Erstaunlich ist die starke Belegungsdichte des Friedhofes. So befanden sich etwa im nordöstlichen Untersuchungsbereich in einer Fläche von nur ca. 30 qm mehr als 40 Bestattungen.

Neben verschiedenen Einzelfunden, etwa zwei Gewandspangen aus dem 9. und 10. Jahrhunderts nach Christus, oder zwei Körpergräbern des 7. nachchristlichen Jahrhunderts ist eine weitere, immer wieder nachzuweisende Befundgattung stark mit Holzkohle verfüllte Gruben in denen sich zahlreiche Eisenteile, darunter auch Messer, und Tierknochen fanden. Der Fund einer kleinen Silbermünze mit dem Prägedatum 1621 in einer dieser Gruben erlaubte es, die Befunde der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zuzuweisen. Unklar ist bisher noch ihre Interpretation. Es ist aber nicht auszuschließen, sie im Zusammenhang mit einem Lagerplatz von Landsknechten zu sehen.

Es hat sich herausgestellt, dass es sich bei diesem Fundplatz, dem Baugebiet „Auf der Lake“, um ein kulturhistorisch außergewöhnlich wertvolles Gelände handelt. Das große öffentliche Interesse wird nicht zuletzt durch den großen Besucherstrom deutlich, der sich jeweils zum Tag des Offenen Denkmals auf dem Grabungsgelände einfand, um sich die laufenden Grabungen, die neuesten Grabungsergebnisse und die zukünftigen Planungen erläutern zu lassen.

Hannelore Kröger