Zauberhafte Melodien erklingen in Margarethenkapelle in Barkhausen

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Porta Westfalica-Barkhausen (kr). Eintauchen in die Vergangenheit, Ruhe finden an einem Ort, an dem von der Hektik des Alltags nichts zu spüren ist: Das Collegium Musicum Herfordiensis, ein von Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik in Herford gegründetes Vokalensemble, brachte bei seinem Konzert in der Margarethenkapelle am Sonntagnachmittag Raum und Musik wundervoll in Einklang.
Das zweite Konzert in der reihe „Wittekindsberg“ stand unter der Überschrift „Locus iste“ (Dieser Ort). Den chormusikalischen Klassiker von Anton Bruckner hatte das fünfköpfige Ensemble für seinen vokalen Ausflug in Reformationszeit und Romantik gewählt: als Würdigung des besonderen Ortes, der Margarethenkapelle am Wittekindsberg.
Diesen Berg, der bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein Gesellschaftsberg war, wieder zu beleben, Kultur und Geschichte erlebbar zu machen, ist das Anliegen der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen (GeFAO), wie Vorstandsmitglied Hans-Helmut Preusse zur Begrüßung betonte. Längst hat die von der GeFAO vor drei Jahren ins Leben gerufene Konzertreihe ein festes Publikum. Bekannte Gesichter sitzen auch an diesem Sonntag auf den Bänken in der fast 800 Jahre alten spätromanischen Kapelle mit seinem kuppelartigen Kreuzgewölbe.
Ambiente und Akustik erweisen sich für einen vollendeten Hörgenuss als ideal. Die unmittelbare Nähe zum Publikum sei es, was für ihn und seine Musikerkollegen den besonderen Reiz des Ortes ausmache, sagt Franz Spenn, Gründungsmitglied und Leiter des Collegium Musicum Herfordiensis, am Rande des Konzertes. „So etwas hatten wir bisher noch nicht“, so der Sänger, der den Chorälen und Motetten mit seiner Bassstimme eine sonore Tiefe verleiht und den klanglichen Kontrapart zur ungarischen Sopranistin Dóra Csepregi bildet. Ihr Landsmann József Opicz (Alt), die Lettin Liga Auguste (Sopran, Mezzosopran) und David Ludewig (Tenor), der wie Spenn aus Deutschland kommt, komplettieren das Quintett ausnehmend schöner Stimmen.
Der Zuhörer muss nicht tief religiös sein, um den Zauber auf sich wirken lassen zu können, den das Ensemble entfaltet. Mit dem Programm lässt es das Publikum den Geist der Geschichte atmen, der diesen Ort am Wittekindsberg umweht. Passend zur Jahreszeit gibt das Sommerlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ dem Konzert einen Rahmen.
Es erklingt zur Melodie von Max Bruch gleich zweimal, zum Auftakt und als erste Zugabe. „Unser keiner lebet sich selber“, eine von zwei Darbietungen aus den über fünfhundert Werken des frühbarocken Komponisten Heinrich Schütz, interpretiert das Ensemble hingebungsvoll und mit der ganzen Dynamik, die die inhaltliche Thematik vom Leben und Sterben erfordert. Kraftvoller, lebendiger Gesang steht im Kontrast zu ruhiger Vortragsweise, die sich schließlich einander nähern.
Zart, würdevoll zurückhaltend und mit feinem Gespür für den geschichtsträchtigen Aufführungsort entfaltet Bruckners „Locus iste“ eine besondere Magie. Reformatorische Stücke wie „Der 130. Psalm“ von Heinrich Kaminski strahlen Zuversicht aus und leben von der dynamischen Steigerung der fünf Stimmen.
Begeistert erheben sich die Zuhörer in der fast bis auf den letzten Platz besetzten Kapelle nach der Motette „Herr, sei gnädig“ von Felix Mendelssohn Bartholdy von den Bänken. Der Aufstieg hinauf auf den Wittekindsberg hat sich wieder einmal gelohnt. Auf den Rückweg wird das Publikum mit der lateinischen Motette „Locus iste“ entlassen, die als zweite Zugabe abermals erklingt. Ein ehrwürdiger und ergreifender Ausklang eines rundum gelungenen Konzerts.

Kerstin Rickert am 20.06.2017

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